Abtreibung – Schwangerschaftsabbruch: Für das Recht auf einen freien Entscheid

Abtreibung – Schwangerschaftsabbruch – Home
Inhalt | Über uns | Publikationen | Familienplanungsstellen | Links | Suche | Kontakt
         


Letzte Aktualisierung
29.07.2006

 

 

 

 

 

 

Aus: SVSS-RUNDSCHAU Nr. 56, November 1998

Unlautere Methoden der Abtreibungsgegner

Irreführung und Demagogie

Mit einer neuen Volksinitiative unter dem irreführenden Namen "Für Mutter und Kind" wollen Abtreibungsgegner gegen die Einführung der Fristenregelung in der Schweiz ankämpfen. Das eigentliche Ziel der Initiative ist nicht Hilfe an Mütter in Not (diese haben in der Schweiz längst Anspruch auf Sozialhilfe), sondern ein Totalverbot des Schwangerschaftsabbruchs, sogar nach einer Vergewaltigung – unter völliger Missachtung der Menschenwürde der Frau.

In ihren Methoden sind die Initiant/innen nicht zimperlich. Ende Juni versandten sie an alle 3,5 Mio Haushalte in der Schweiz eine farbenprächtige Propagandaschrift mit dem Zweck, Emotionen zu schüren. Kostenpunkt: 700’000 Franken.

Irreführende Propaganda

Irreführung 1: Auf dem Titelblatt prangte ein Fötenbild, entsprechend dem Entwicklungsstadium im 5. Schwangerschaftsmonat, vergrössert auf die Grösse eines Neugeborenen. Darüber der Titel: "Retten Sie 12’000 Kinder pro Jahr!".

  • Mit der Fristenregelung (Frist von 14 Wochen) hat dies nichts zu tun. Die meisten Schwangerschaftsabbrüche werden in den ersten zwei Monaten durchgeführt, wo der Embryo 5 – 20 mm gross ist und noch kaum menschliche Gestalt hat. Ausserdem haben Abtreibungsverbote noch nie Abtreibungen zu verhindern vermocht, sondern Leben und Gesundheit von Frauen gefährdet.

Irreführung 2: "Schwangerschaftsabbrüche können schwere Folgen für die Frau haben."

  • Verschwiegen wird, dass dies nur in seltenen Fällen (unter 1 %) der Fall ist und dass eine Geburt wesentlich gefährlicher ist.

Irreführung 3: Über einem Foto von Fötenteilen steht die Bildlegende "So werden Kinder in der Schweiz abgetrieben".

  • Das Foto stammt aus amerikanischer Anti-Abtreibungspropaganda aus den frühen 70er Jahren.

Irreführung 4: "In der Schweiz gibt es über 90 Beratungs- und Hilfsstellen – wir arbeiten eng mit diesen Organisationen zusammen."

  • Zwei der grössten unter den angegebenen Organisationen, der Schweiz. Katholische Frauenbund und der Evangelische Frauenbund der Schweiz, distanzierten sich in der TV-Sendung Lipstick vehement vom Initiativkomitee. Es gibt keine Zusammenarbeit.

Irreführung 5: "Was kostet die Hilfe für Mutter und Kind? Wir rechnen mit jährlich 3000 Notsituationen aufgrund einer Schwangerschaft." Mit 20 Mio Franken pro Jahr wollen die Initiant/innen diese Notlagen beheben.

  • Nicht nur 3000, sondern alle etwa 12’000 Frauen, die jährlich eine Schwangerschaft abbrechen, befinden sich in einer Notlage, nur ist diese in den wenigsten Fällen rein finanzieller Natur. Zur Behebung finanzieller Not wäre zudem eine einmalige Abfindung von durchschnittlich 6’666 Franken kaum ausreichend – ein Kind kostet die Eltern bis zu seinem 20. Lebensjahr 340’000 Franken.

Irreführung 6: "Ohne Abtreibung ist die Krankenkasse günstiger!"

  • Die angepriesene Versicherung ist keine Krankenkasse, sondern ein Verein, dessen Mitglieder freiwillig auf die Bezahlung eines Schwangerschaftsabbruchs durch die Krankenkasse PKK verzichten. Allerdings ist eine solche Verzichtserklärung nichtig, weil Schwangerschaftsabbruch eine gesetzliche Pflichtleistung der Krankenversicherung ist. Es gibt auch keine Prämienverbilligung. Das wäre auch kaum zu begründen, denn eine Geburt kommt die Kasse wesentlich teurer zu stehen als ein Abbruch.

Lüge: "Die Fristenlösung macht Abtreibungen möglich bis zur Geburt!"

  • Bereits heute sind theoretisch Schwangerschaftsabbrüche möglich "bis zur Geburt". Das kommt aber praktisch nicht vor. Spätabbrüche bis etwa zur 24. Woche werden nur in seltenen, schwerwiegenden Fällen vorgenommen. Weder irgendeine Frau noch irgendein Arzt macht gern einen solchen Eingriff. Daran ändert die Fristenregelung nichts; sie verzichtet bloss für medizinisch gebotene Spätabbrüche auf das Gutachten eines 2. Arztes.

Fachliteratur verfälscht

Auf den Internet-Seiten der Abtreibungsgegner sind wir – einmal mehr – auf Halb-, Unwahrheiten und krasse Verdrehungen wissenschaftlicher Arbeiten gestossen:

"Gemäss einer amerikanischen Studie erklärten 94 % der befragten Frauen, dass sie die Abtreibung bereuen. Die meisten davon haben Verarbeitungsprobleme und leiden unter vielgestaltigen Krankheitsbildern."

  • Bei dieser "Studie" handelt es sich um eine Befragung von 260 Mitgliedern der Anti-Abtreibungsgruppe WEBA (Women exploited by Abortion), also um Frauen, die sich gerade deshalb zusammengefunden haben, weil sie – aus welchen Gründen auch immer – Probleme haben. Verschwiegen wird, dass repräsentative Untersuchungen über tausende von Frauen bei jenen, die einen Abbruch hatten, nicht mehr psychische Probleme fanden als bei Frauen ohne Abbruch.
    Quellen, u.a.:
    Gilchrist AC. et al. "Termination of Pregnancy and Psychiatric Morbidity" Brit.J.Psych. 167:243-48, 1995
    Russo NF, Dabul AJ. "The Relationship of Abortion to Well-Being", Prof. Psychol: Research and Practice 28:23-31, 1997

"Über physische … Abtreibungsfolgen (… Unfruchtbarkeit, Frühgeburt bei späteren Schwangerschaften usw.) liegen medizinische Statistiken vor."

Verwiesen wird auf die Internet-Seite des Elliot Institute, einer Institution der amerikanischen Abtreibungsgegner. Dort wird behauptet, Abtreibung führe zu Komplikationen bei späteren Schwangerschaften und zu vermehrten Missbildungen beim Kind. Als Quelle wird eine Publikation von Hogue, Cates und Tietze angegeben.

  • In Wirklichkeit kommen Hogue, Cates und Tietze in ihrer Literaturübersicht zum Schluss: "Ein Schwangerschaftsabbruch mit der Absaugmethode führt nicht zu einem erhöhten Risiko in der nächsten Schwangerschaft."

Das Elliot Institut behauptet weiter:

"Abtreibung erhöht signifikant die Gefahr späterer Eileiterschwangerschaften." Als Quelle wird Janet Daling angegeben.

  • In Wirklichkeit kommt Daling in ihrer Studie zum Schluss: "Unsere Resultate weisen darauf hin, dass legale Schwangerschaftsabbrüche das Risiko für spätere Eileiterschwangerschaften nicht wesentlich erhöhen. Praktisch kein erhöhtes Risiko wurde bei Frauen mit nur einem früheren Abbruch gefunden." Ihr Befund stimmt mit anderen Studien überein.

Das Elliot Institut weiter:

"Etwa 10 % der Frauen erleiden bei einer Abtreibung sofortige Komplikationen, wovon etwa ein Fünftel (2 %) als lebensbedrohlich betrachtet werden." Quelle: P.I. Frank.

  • In Wirklichkeit schreibt Frank in seiner Studie über 6’100 Frauen: "Ernste Komplikationen, wie wir sie definiert haben, kamen bei 2,1 % der Frauen vor. Allerdings kann man argumentieren, ein Blutverlust von 500 ml sei nicht eine ernste Komplikation. Viele Blutspender geben routinemässig soviel Blut ohne irgendwelche Probleme. Wenn nur die Notwendigkeit einer Bluttransfusion in Betracht gezogen wird, reduziert sich das Risiko ernster Komplikationen auf 0,8%." Von "lebensbedrohlich" steht nichts in der Publikation von Frank. Er bezeichnet den Schwangerschaftsabbruch in seiner Schlussfolgerung vielmehr als "relativ sicheren Eingriff mit einer niedrigen Rate ernster Folgen".

 

  Die Gegnerschaft
 
n Das Referendum der
CVP

– Zwangsberatung
  Nein
– Gezinkte Karten
– CVP im falschen
  Boot
– Sicht der Beraterin
– Die Krux der
  Zwangsberatung
n "Für Mutter und
Kind"

– Nein zur Intoleranz
– Irreführung und
  Demagogie
– Unlautere
  Kampagne
– Extrem und doch
  gefährlich
– Die Babyklappe
– Neue Strategie
n Human Life Schweiz